Montag, 23. November 2009

Die größte Idee der Zeit (Rezension auf literaturkritik.de im November 2009)

Rolf Löchel schreibt in der November-Ausgabe von literaturkritik.de über den Briefband der Edition Hedwig Dohm:

Auszug:

"Hedwig Dohms "Briefe aus dem Krähwinkel" eröffnen der Forschung neue Perspektiven.

Im Jahre 1880 stand die Feministin Hedwig Dohm in ihrer Lebensmitte. Das heißt, sie schritt auf ihr vierzigstes Jahr zu und hatte noch ebenso viele vor sich. Doch schon damals klagte sie in einem Brief an die um einige Jahre ältere Schriftstellerin Amelie Bölte, in Sachen Frauenemanzipation sei sie „längst resigniert“ und beschäftige sich nur noch wenig damit. Dohms Befürchtung, ihre „Feder“ sei „nicht scharf genug, als daß ich mir irgendeinen praktischen Nutzen davon versprechen könnte“, einen Strauß mit den „Tagesschriftsteller[n], die sich der Frauenwelt gegenüber so gehässig zeigen“, auszufechten, hatte sich damals selbst allerdings schon längst als völlig haltlos erwiesen. Denn tatsächlich hatte sie bereits etliche brillante Polemiken etwa gegen den „Jesuitismus im Hausstande“ oder über die Gedanken, die sich Pastoren damals über so Frauen machten, verfasst. Auch hatte sie ebenso scharfsinnig wie ironisch für das Frauenstimmrecht sowie über „Der Frauen Natur und Recht“ geschrieben. Außerdem war sie als Verfasserin mehrer Lustspiele hervorgetreten. Dennoch: Nach dem resignierten Brief hat Dohm tatsächlich ein ganzes Jahrzehnt darauf verzichtet, größere Publikationen vorzulegen.
(...)

Dass wir überhaupt von Dohms Brief an Amelie Bölte und von ihren Bedenken wissen, verdanken wir Nikola Müller und Isabel Rohner, die jahrelang nach Briefen und anderen handschriftlichen Zeugnissen Dohms forschten und dabei etliche Archive und Nachlässe durchforsteten. Denn es gibt weder einen handschriftlichen Nachlass Dohms, noch gar ein Hedwig-Dohm-Archiv. „Es sieht so aus, als hätten die Zeitgenossen und Zeitgenossinnen mit der Einführung des Frauenstimmrechts in Dohms Todesjahr ihre Schriften als erledigt betrachtet und gleich mitbeerdigt“, klagen die Herausgeberinnen. Man kann sich also leicht ausmalen. welcher Recherchearbeit es bedurfte, diesen Brieffundus ausfindig zu machen. Dohm selbst allerdings wird von der Mainstreamforschung immer noch so gering geschätzt wie eh und je, so wurden Anträge der Herausgeberinnen auf finanzielle Förderung der „Edition Hedwig Dohm“ von der DFG und anderen Forschungsinstitutionen abgelehnt. Umso mehr ist Marion Oberschelp, die Frauenbeauftragte der Universität Gießen, dafür zu rühmen, dass sie für die Bezuschussung notwendiger Forschungsreisen der Herausgeberinnen sorgte"

Die ganze Rezension lesen: http://www.literaturkritik.de/public/rezension.php?rez_id=13662

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