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Samstag, 5. September 2009

Hedwig Dohm - Briefe aus dem Krähwinkel (soeben erschienen)


Was für ein Gewinn! Pünktlich zu Hedwig Dohms 90. Todestag werden in dem Briefband "Briefe aus dem Krähwinkel" zum ersten Mal hundert Briefe und schriftliche Dokumente der Schriftstellerin, Publizistin, feministischen Theoretikerin und Pionierin der Frauenbewegung veröffentlicht. Für die Öffentlichkeit - Leserinnen, Leser und die Forschung - ist diese Sammlung ein echtes Novum, waren bislang doch gerade einmal 14 Briefe der Autorin bekannt, nur vier davon publiziert. Kein Wunder also, dass die Forschung vor der EDITION HEDWIG DOHM kaum etwas über die Briefeschreiberin Hedwig Dohm wusste, über ihre sozialen Netzwerke, ihre Kontakte zu anderen Publizistinnen und Publizisten, zu Herausgeberinnen und Herausgebern, - von ihrem Selbstverständnis als Autorin ganz zu schweigen.

Der Band enthält eine Einleitung der Herausgeberinnen ("Briefe aus dem Krähwinkel - Einblicke in das Netzwerk Hedwig Dohms") und u.a. Dohms Briefe an Maximilian Harden, Fritz Mauthner, Rosika Schwimmer, Gabriele Reuter und Karl Kautsky. Die Schreiben - entstanden zwischen 1859 und 1918 - werden ausführlich kommentiert und durch eine Chronik Dohms ergänzt.

Nikola Müller & Isabel Rohner (Hg.): Hedwig Dohm - Briefe aus dem Krähwinkel. Berlin: trafo Verlag, 2009, 170 Seiten, 19,80 Euro

Bestellbar über: info@trafoberlin.de

Samstag, 26. Juli 2008

Neuerscheinung im Juli 2008: Christa Ruland

Mit Christa Ruland beendet Hedwig Dohm 1902 ihre Romantrilogie: „In drei Romanen wollte ich drei Frauengenerationen des 19. Jahrhunderts schildern, deren Repräsentantinnen, den Durchschnitt zwar überragend, doch Typen ihrer Zeit sein sollten.“ Von Marlene (in Schicksale einer Seele) über Sibilla (in Sibilla Dalmar) zu Christa sind zunehmend Beschränkungen gefallen, die gesellschaftliche Situation der Frauen verbessert sich im Laufe des 19. Jahrhunderts. Umso mehr sticht der Kontrast zwischen der Fülle der äußeren Möglichkeiten und dem inneren Unvermögen, das unauflösbar mit gesellschaftlichen Normen verzahnt ist, in Christa Ruland ins Auge. Begeistert von der Aufbruchstimmung der Jahrhundertwende, schließt sich Christa bald dieser, bald jener Geistesströmung an. Ob sich die Verheißungen der Moderne für sie erfüllen werden?

Christa Ruland ist der dritte Band der Edition Hedwig Dohm, der kommentierten Gesamtausgabe der Werke der Schriftstellerin und Publizistin, Theoretikerin, Essayistin und Radikalen der ersten Frauenbewegungen in Deutschland, Hedwig Dohm (1831-1919).

Dohms Roman wird in dieser Ausgabe ergänzt von den zeitgenössischen Rezensionen und einer Einleitung der Herausgeberinnen.

Nikola Müller & Isabel Rohner (Hg.): Hedwig Dohm - Christa Ruland. Berlin: Trafo Verlag 2008. 309 Seiten, 19,80 Euro.

Zitate aus dem Roman:
"Die neuen Frauen, die sind wie Vögel, die, aus dem offenstehenden Bauer entschlüpft, ins Freie wollen. Sie halten aber eine Glasscheibe für das Freie, fliegen mit Vehemenz dagegen und zerschmettern sich den Kopf."
"Zwei Seelen? nein, in meiner Brust wohnen mindestens ein Dutzend, eine ganze Kollektion von Seelen. Die Männer, die haben höchstens zwei, manchmal nur eine; das liegt daran, dass sie von jeher nur auf ein bestimmtes Fach geeicht worden sind. Entweder sie hobeln immer, oder sie machen immer Musik, treiben immer Mathematik oder gucken immer durch Fernrohre in die Sterne. Die Einseitigkeit ist ihnen zur zweiten Natur geworden, ihre erste ist gewiss auch ganz anders."

Mittwoch, 25. Juni 2008

Hedwig Dohm - Schicksale einer Seele (Roman)

Schon früh galt der Roman Schicksale einer Seele als Hedwig Dohms Autobiografie – ein schwerwiegender Fehler, wie sich heute herausstellt. Die Gleichsetzung mit der Figur Marlene verschob die Lebensdaten der Autorin Dohm und führte zu hartnäckigen Gerüchten über ihre Ehe. Verhängnisvoll wirkte sich die biografisierende Rezeption auch auf die literarische Bewertung des Romans aus. Sie versperrte die Sicht auf ein Werk, das sprachlich raffiniert die Entwicklung einer jungen Frau im 19. Jahrhundert beschreibt: von der Naiven, die ihre gesellschaftliche Unmündigkeit als Frau nur sprachlos fühlen kann, hin zur Erkennenden, die zu dieser Welt, in der Frauen sich nicht entwickeln dürfen, auf ironische Distanz geht.

Schicksale einer Seele ist der zweite Band der Edition Hedwig Dohm, der kommentierten Gesamtausgabe der Werke der Schriftstellerin und Publizistin, Theoretikerin, Essayistin und Radikalen der ersten Frauenbewegungen in Deutschland, Hedwig Dohm (1831-1919).

Dohms Roman wird in dieser Ausgabe ergänzt von den zeitgenössischen Kritiken (u.a. von Ricarda Huch) und einer Einleitung der Herausgeberinnen.

Nikola Müller & Isabel Rohner (Hg.): Hedwig Dohm - Schicksale einer Seele. Berlin: Trafo Verlag 2007. 321 Seiten, 24,80 Euro, ISBN 3-89626-561-X

Zitate aus dem Roman:
"Mir fehlte es auch für ernste Lektüre an Ruhe. Immer war mein Sinnen und Trachten auf Walter gerichtet, und auf meine Hausfrauenpflichten. Da tauchte vielleicht plötzlich mitten in einem schwierigen philosophischen System ein Stück Käse vor meinem inneren Auge auf, das ich vergessen hatte, unter die Glasglocke zu stellen, oder der Schreck über das Bier, das wieder einmal nicht auf Eis lag, überwog das Interesse an Kants Zeit- und Raumproblemen."

"Jason, ich weiß ein Lied. Ich weiß etwas, was andere nicht wissen, oder wenn sie es wissen, sagen sie es nicht. Vermorschtes hält zusammen, so lange es eingesargt bleibt, sei es in einem menschlichen Gehirn, sei es in starren Sitten, sei es in einem wirklichen Sarge. In Luft und Licht gelangt, zerfällt’s in Staub.
Klug ist die Zeit, so klug! Unaufhaltsam schreitet sie ihrem Ziel zu. Aber die Zeit hat auch ihre ungeheuren Dummheiten, ihre Gespensterkammern wie auch die klügsten der Menschen sie haben. Und eine dieser Jahrhunderte-Dummheiten will nun in Luft und Licht gelangen, und in Staub zerfallen wird ein Riesen-Ghetto der Welt.
Jason, ich weiß ein Lied! Jason wollte das Lied der Medea nicht hören. Du wirst das meine auch nicht hören wollen. Der Text verschwimmt mir noch, die Melodie aber rauscht wie mit Psalter und Harfe durch meine Seele."

Hedwig Dohm: Sibilla Dalmar (Roman)

Als der Roman Sibilla Dalmar 1896 erscheint, löst er in der großbürgerlichen Gesellschaft Münchens einen Skandal aus. „Ganz München erkannte sich wieder“, schreibt der Thomas Mann-Biograf Peter de Mendelssohn, „es gab einen rechten Skandal, der dem Lübecker Buddenbrooks-Ärgernis nicht viel nachgab.“
Die Identifizierung der Protagonistin Sibilla mit Hedwig Dohms ältester Tochter Hedwig Pringsheim-Dohm, der Mutter von Katia Mann, greift allerdings zu kurz und steht einer Lesart, die die künstlerische Qualität in den Mittelpunkt rückt, im Wege.
Hochintelligent, geprägt von den Ideen revolutionärer Vor-Denker, sind Sibilla Dalmar dennoch alle Türen zu sinnvoller Betätigung verschlossen. Nicht bereit, „Märtyrerin für eine Gesellschaft der Zukunft“ zu sein, wird sie mehr und mehr zur Misanthropin und scheitert schließlich an ihrem letzten Versuch, aus dem Salonleben in eine neue Existenz auszubrechen.

Sibilla Dalmar ist der erste Band der Edition Hedwig Dohm, der kommentierten Gesamtausgabe der Werke der Schriftstellerin und Publizistin, Theoretikerin, Essayistin und Radikalen der ersten Frauenbewegungen in Deutschland, Hedwig Dohm (1831-1919).
Ergänzt wird der Roman durch die zeitgenössischen Rezensionen und eine Einleitung der Herausgeberinnen.

Nikola Müller & Isabel Rohner (Hg.): Hedwig Dohm - Sibilla Dalmar (Roman). Berlin: Trafo Verlag 2006. ISBN 3-89626-560-1

Zitate aus dem Roman:
„Im Übrigen schiebe ich meine Impotenz der Gesellschaft gerade ebenso in die Schuhe, wie die Missetäter es mit ihren Verbrechen zu tun pflegen. Warum, ihr greulichen Männer, sperrt ihr uns von den Krippen der Wissenschaft ab? Ja, wäre ich mit allem Wissen des Jahrhunderts ausgerüstet, und hätte ich schönes, rotes Blut, und Nerven von Stahl und Muskeln von Eisen! Und weil mir das alles fehlt, darum bin ich nichts! nichts! nichts!“
„Täglich immer dasselbe tun, um dieselbe Stunde, an demselben Ort. Um neun Uhr aufstehen, ein Bad nehmen, mich anziehen, frühstücken, mit der Köchin das Menü besprechen, die Zeitung lesen, der Spaziergang u. s. w. Ich könnte darüber zur Selbstmörderin werden, dass ich mich jeden Morgen waschen muss.“

Hedwig Dohm - Ausgewählte Texte


Pünktlich zu Hedwig Dohms 175. Geburtstag im Jahr 2006 erschien im Berliner Trafo Verlag der Band "Hedwig Dohm - Ausgewählte Texte". Als Lesebuch konzipiert, zeigt er einen Querschnitt durch das vielseitige Werk der Autorin: Neben einigen ihrer berühmten polemischen Feuilletons (z.B. "Nietzsche und die Frauen") enthält der Band auch Novellen (u.a. "Werde, die du bist"), Aphorismen und Briefe. Alle Texte (32 Texte von Hedwig Dohm, 1 Text von Minna Cauer, 1 Text von Hedwig Pringsheim-Dohm) sind ungekürzt und werden durch eine Einleitung der beiden Herausgeberinnen ergänzt.
Nikola Müller & Isabel Rohner (Hg.): Hedwig Dohm - Ausgewählte Texte. Berlin: Trafo Verlag 2006, 319 Seiten, 24,80 Euro.