Samstag, 17. April 2010

"Die Menschenrechte haben kein Geschlecht" (Bericht zur Ausstellung an der FernUniversität)














Foto: Hermann Josef Henk

VON MARLIES HESSE
für http://www.bzw-weiterdenken.de/index.php?m=artikel&rub=11&tid=266

Der FernUniversität Hagen ist es zu verdanken, dass es erstmals eine Ausstellung zum Leben und Werk der Schriftstellerin und Philosophin Hedwig Dohm (1831-1919) gibt, die zu den wichtigsten politischen Autorinnen des 19. und beginnenden 20. Jahrhunderts gehört. Als eine der Ersten in Deutschland forderte sie bereits 1873 das Stimmrecht für Frauen.

Wie keine andere Zeitgenossin steht Hedwig Dohm für politische Weitsicht, gesellschaftliche Courage und messerscharfe Analysen. Doch wie viele Frauen unserer Geschichte wurde auch sie nach ihrem Tod für lange Zeit vergessen. Erst seit einigen Jahren trägt die Herausgabe ihres umfangreichen Gesamtwerks zu ihrer Wiederentdeckung bei. Umso begrüßenswerter ist es, dass die FernUni mit einer beeindruckenden Fülle von Materialien von überall her die wichtigen Stationen ihres Lebens dokumentiert: ihre Kindheit und Jugend in Berlin, ihre Ehe mit dem Journalisten Ernst Dohm und ihr gemeinsamer Salon, die Arbeit als Theater- und Romanautorin und ihre längeren Aufenthalte in Rom. Ein besonderer Schwerpunkt liegt dabei auf Dohms politischen Forderungen und essayistischen Arbeiten vor dem Hintergrund der Frauenbewegungen und auf ihrem Engagement als überzeugte Kriegsgegnerin während des Ersten Weltkriegs.
Bis auf den letzten Platz war der Raum der Universitätsbibliothek gefüllt, als die Ausstellung am 11. März mit Grußworten des Journalistinnenbundes und des Archivs der Deutschen Frauenbewegung in Kassel eröffnet wurde. Mit großer Aufmerksamkeit verfolgten die rund 100 Ausstellungsbesuchenden den szenischen Darbietungen "Aber - ich soll ein wahres Weib sein?!", die der Schauspieler Gerd Buurmann und die beiden Herausgeberinnen der Edition Hedwig Dohm, Nikola Müller und Isabel Rohner, auf unterhaltsame Art als typische Dohm-Ironie präsentierten.
Geradezu druckfrisch lag zur Ausstellungseröffnung die neue und überaus lesenswerte Dohm-Biografie der Literaturwissenschaftlerin Isabel Rohner "Spuren ins Jetzt" vor. Im Nu waren die ausliegenden Exemplare vergriffen.

Nach sechs Wochen endet die Ausstellung mit einer Finissage am 22. April, bei der Isabel Rohner von ihrer langwierigen Spurensuche zum Werk von Hedwig Dohm zwischen Berlin und Rom erzählt. Die große Resonanz der Ausstellung lässt hoffen, dass das Projekt nicht nur auf Hagen beschränkt bleibt, sondern es auch noch in anderen Städten zu sehen sein wird. Interesse daran wurde bereits bekundet.

Mehr Infos und einen Kurzfilm über Dohm gibt es unter www.fernuni-hagen.de/ausstellung/hedwig_dohm/

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