Freitag, 27. Juni 2008

Enthüllung des Grabgedenksteins für Hedwig Dohm am 22. September 2007

Von Marlies Hesse (Journalistinnenbund)


Mehr als hundert Menschen versammelten sich am 22. September 2007 auf dem Alten St.-Matthäus-Kirchhof in Berlin-Schöneberg, um an der festlichen Enthüllung des Gedenksteins für Hedwig Dohm teilzunehmen . Ein sonniger Herbsttag, wie er nicht schöner sein konnte, beflügelte von Anfang an die Stimmung unter den Spenderinnen und Förderinnen, JB-Mitgliedern und frauenbewegten Frauen, die das vom Journalistinnenbund minutiös vorbereiteten Ereignis nicht versäumen wollten.
Viele von ihnen hatten sich direkt nach der vorausgegangenen Hedwig-Dohm-Straßenbenennung um 11. 00 Uhr am Bahnhof Südkreuz zum kulturhistorischen Kirchhof an der Großgörschenstraße begeben.
Eine rbb-Nachrichtenmeldung über das bevorstehende Ereignis lockte zusätzlich BesucherInnen an. Wer weit vor dem Einladungstermin um 13.30 Uhr eintraf, staunte zunächst einmal über die roten Luftballons. Ein immerhin ungewöhnlicher Anblick auf einem Friedhof. Unweit des Eingangs wurden sie emsig aufgeblasen und mit einem Zitat von Hedwig Dohm an einem Gitter befestigt, um nicht voreilig davon zu fliegen.
Trotzdem ging etlichen frühzeitig die Luft aus. Laut zerplatzten sie, weil Wespen sich erdreisteten, ihnen einen Stich zu versetzen. An alle Anwesenden wurden farbige Buttons mit dem Porträt von Hedwig Dohm verteilt. Jede(r) steckte ihn sich gerne an. Besonders begehrt waren sie bei den Schülerinnen der Hedwig-Dohm-Schule als Erkennungszeichen . Isabel Rohner und Nikola Müller, die beiden Herausgeberinnen der „Edition Hedwig Dohm“, hatten sie aus Anlass der verschiedenen Feiern an diesem Tag extra anfertigen lassen.
Ein hinreißend schönes Bild bot sich, als sich alle mit Luftballons in der Hand langsam der Grabstätte von Hedwig Dohm näherten. Schon von fern waren die musikalischen Improvisationen der Saxophonistin Marion Schwan zu hören.
Mit Spannung wurde die Enthüllung des Gedenksteins erwartet. Als die Moderatorin der Feststunde, die Journalistin und ehemalige JB-Vorsitzende Inge von Bönninghausen, die roten und weißen Tücher entfernt hatte, klickten die Digitalkameras um die Wette.
Warum es sich bei dem Aufbau des Steins zunächst noch um ein Provisorium handelt, erklärte die Kölner Künstlerin Ulrike Oeter, die den Stein entworfen hatte. Wie das vom Glaskünstler Detlef Tanz angefertigte Teil aussehen würde, wäre es nicht im Ofen zersprungen, ließ ein von Sonnenstrahlen durchglühtes Glasstück erkennen. „Durch rotes Glas hinausschauen in die Welt – eine glühende, brennende Märchenwelt von unerhörter Pracht“, ließ Hedwig Dohm in ihrem Roman „Schicksale einer Seele“ ihre Protagonistin schon 1899 sagen. Und auch ihr zerbrach das Glas! Zum vielschichtigen Werk der Schriftstellerin, Pazifistin und Vorkämpferin der Frauenbewegung sprach zunächst Cornelia Wenzel. Marianne Krüll, Autorin des Buches „Im Netz der Zauberer“ über die Familie Mann, wandte sich direkt an „Hedwig“, die sie seit 30 Jahren verehrt: „Du hast diese Würdigung hier in deiner Heimatstadt mehr als verdient. Du bist für uns heutige Frauen ein Vorbild, eine Symbolfigur geworden, an der wir uns aufrichten können in unserem leider immer noch notwendigen Kampf um mehr Rechte für uns alle.“
Von ihrer Suche nach dem eingeebneten Grab von Hedwig Dohm berichtete Reingard Jäkl von der Berliner Initiative „Hedwig Dohm sichtbar machen“. Ihrer Pionierarbeit ist es zu verdanken, dass die Stelle genau geortet werden konnte, an der die Asche der Frauenrechtlerin am 4. Juni 1919 beigesetzt wurde.
Ein herzliches Dankeschön für die finanzielle Unterstützung der Initiative des Journalistinnenbundes sprach die JB-Geschäftsführerin Marlies Hesse aus. Sie freute sich über alle kleinen und großen spontan gegebenen Spenden, die es endlich ermöglicht hatten, Hedwig Dohm einen Gedenkstein als Zeichen gegen das Verdrängen und Vergessen unserer Vorfahrinnen zu setzen.
Bewegende und zugleich fröhliche Augenblicke waren es, als sich zum Abschluss der Feier die Luftballons in die Lüfte erhoben bis sie nur noch als roter Punkt zwischen den Wolken am blauen Himmel erkennbar waren. „Irgendeiner hat Hedwig Dohm bestimmt erreicht“, meinte die frühere JB-Vorsitzende und Hedwig-Dohm-Preisträgerin des Jahres 1997, Gisela Brackert.
Fortgesetzt wurde die festliche Veranstaltung um 15.30 Uhr im Rathaus Schöneberg. Noch einmal wurde die Bedeutung Hedwig Dohms für die Emanzipation und Gleichberechtigung der Frau in Vorträgen und Zitaten aus ihren Schriften gewürdigt. Den Part für den Journalistinnenbund übernahm dort Gundula Thors, Sprecherin der Regionalgruppe Nord, die im Jahr 2000 ihre Magisterarbeit über Hedwig Dohm schrieb.

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