Samstag, 28. Juni 2008

Streitbare Kämpferin für die Rechte der Frauen in Deutschland

Hedwig Dohm: Ihre Waffe war die Feder

von GERHILD H. M. KOMANDER
In: Berliner Lindenblatt, Oktober 2006

Nikola Müller und Isabel Rohner haben sich Großes vorgenommen. Zum 175. Geburtstag der Schriftstellerin, Publizistin, Übersetzerin und Frauenrechtlerin Hedwig Dohm (1831-1919) beginnen sie mit der Edition Hedwig Dohm. Zum Auftakt erscheint „Hedwig Dohm – Ausgewählte Texte. Ein Lesebuch zum Jubiläum ihres 175. Geburtstages mit Essays und Feuilletons, Novellen und Dialogen, Aphorismen und Briefen“ im trafo verlag, Berlin.
Wer war Hedwig Dohm? „Schön war sie und reizend; klein und zierlich von Gestalt, mit großen grünlich-braunen Augen und schwarzen Haaren,“ beschreibt ihre Tochter sie. „Wer sie nur aus ihren Kampfschriften kannte und ein Mannweib zu finden erwartete, wollte seinen Augen nicht trauen, wenn ihm dieses holde, liebliche und zaghafte kleine Wesen entgegentrat.“ Hedwig Pringsheim- Dohm verfasste für die „Vossische Zeitung“, in der Ausgabe vom 11. Mai 1930, den Artikel „Meine Eltern Ernst und Hedwig Dohm“, der im „Lesebuch“ enthalten ist.
Hedwig Dohm kommt am 20. September 1831 als Marianne Adelaide Hedwig Jülich in Berlin zur Welt. Sie ist das dritte von 18 Kindern, vorehelich geboren. In der Schulzeit entdeckt sie die ungleiche Behandlung der Geschlechter. Die elende Mädchenschulbildung beklagt sie bis an ihr Lebensende und entwickelt sich zu einer bewundernswerten Autodidaktin. Sie liest jedes Buch, das ihr in die Hände fällt, wahllos. Die Wahl in Elternhaus und Schule ist nicht groß. Mit 15 Jahren ist die Schule für Hedwig zu Ende. Was bleibt ist die Hausarbeit in der Familie.
Spontan steht sie 1848 auf der Seite der Revolutionäre, denn sie weiß, was Sehnsucht nach Freiheit bedeutet. 17-jährig besucht sie politische Versammlungen, obwohl die Mutter das verbietet. Am 21. März 1853 heiratet sie den leitenden Redakteur des Satireblattes „Kladderadatsch“, Ernst Dohm. Fünf Kinder bringt sie zur Welt und führt nebenbei das Haus, das sie als Berliner Salon etabliert. Nach vierzehn Jahren Ehe, Hedwig Dohm ist 36 Jahre alt, beginnt sie zu schreiben. Zuerst über die spanische Nationalliteratur (1867), dann Märchen, feministische Aufsatzbände: „Der Jesuitismus im Hausstande“ (1872), „Die wissenschaftliche Emancipation der Frau“ (1874). Zahlreiche Romane, Theaterstücke – die in Berlin erfolgreich aufgeführt werden – und weitere Aufsätze folgen.
Hedwig Dohm streitet mit der Feder für die Bildung der Frauen, die Zulassung der Frauen zum Gymnasium und zur Universität, die Erschließung wirtschaftlicher und wissenschaftlicher Berufe. Ihre grundsätzlichen Forderungen gehen weit über das selbst in fortschrittlichen Kreisen Erstrebte hinaus. Der Kampf gipfelt in der Forderung nach dem Wahlrecht für Frauen. Sie gewinnt ihn: Im Jahre 1918, wenige Monate vor ihrem Tod, wird den Frauen im Deutschen Reich das Wahlrecht zuerkannt.

Leseempfehlung: Hedwig Dohm – Ausgewählte Texte, hg. von Nikola Müller und Isabel Rohner. Berlin: trafo verlag 2006. 317 S. 24,80 Euro. http://www.hedwigdohm.de/

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