Sonntag, 29. Juni 2008

"Und ich soll ein wahres Weib sein?" - Das Hedwig Dohm Projekt (Mai 2008)

Von Annabel Brückmann
Erstveröffentlichung auf Backview - das Studentenmagazin http://www.backview.eu/kultur/kultur/und-ich-soll-ein-wahres-weib-sein.html

Hedwig wer? Hedwig Dohm! Eine Name, der vermutlich wenigen geläufig ist, dabei stand das Jahr 2006 unter ihrem Namen, in dem sie 175 Jahre alt geworden wäre. Bekannter dürfte ihre älteste Tochter Hedwig Pringsheim, gleichzeitig Thomas Manns Schwiegermutter, sein. Hinter dem Namen Hedwig Dohm steckt eine Frau, deren Biographie und Werke so faszinierend sind, dass es viel zu schade ist, sie in der Senkung der Vergessenheit verschwinden zu lassen.
Das dachten sich auch Isabel Rohner und Nikola Müller. Sie nahmen sich dem Schicksal der vergessenen Persönlichkeit an, recherchierten nach Texten, Briefen und Novellen. Ihre Ergebnisse veröffentlichen sie schließlich in dem Sammelband „Auserwählte Texte".Hedwig Dohm kam 1831 zur Welt. Aufgrund der Überlieferungen kann man davon ausgehen, dass die Frau keine glückliche Kindheit genoss. Sie litt vor allem darunter, dass ihr nicht die gleichen Bildungsmöglichkeiten wie ihren Brüdern möglich waren. Stattdessen lernte sie auf der Mädchenschule eine gute Gattin und Hausfrau zu werden. Mit 22 Jahren heiratete sie Wilhelm Friedrich Ernst Dohm, damals Redakteur beim Satireblatt „Kladderadatsch". Die Ehe mit dem einflussreichen Journalisten ermöglicht es der jungen Dohm einen Fuß in die Berliner intellektuelle Gesellschaft zu fassen, denn das Zuhause der Eheleute war ein beliebter Treffpunkt und so gaben sich bekannte Persönlichkeiten der Stadt dort die Klinke in die Hand. Dohms Veröffentlichungen reichen von Märchen, über Romane, Novellen bis hin zu Artikeln und feministisch-politische Essays. Vor allem durch ihre Ironie und Logik, mit denen sie antifeministische Einstellungen von Persönlichkeiten wie Möbius und Nietzsche entlarvt und charmant lächerlich erscheinen lässt, wurde sie bekannt.
Diese Frau, die bis heute als hervorragende Autorin und Polemikerin gilt, stellen Isabel Rohner und Nikola Müller in ihrem Hedwig Dohm Projekt „Aber ich soll ein wahres Weib sein? - Hedwig Dohm in Szene gesetzt" vor. Dabei werden sie von dem Schauspieler Gerd Buurmann unterstützt, der nicht nur durch den Abend führt, sondern sein schauspielerisches Talent auch in der Darstellung der Antifeministen freien Lauf lässt. Immer sehr zu Freude des Publikums. Seit bereits zwei Jahren läuft das Projekt und die drei reisen durchs Land, um diese faszinierende Persönlichkeit den Zuschauern näher zu bringen. In ihrem neunzigminütigem Programm stellen die drei ausgewählte Passagen aus den Texten der Dohm vor. Ihre Arbeit stieß in Vergangenheit bereits auf zahlreiche positive Kritiken, so lobte zum Beispiel die Neon „Leidenschaftlich bieten Buurmann, Müller und Rohner mit ihrer Femmage ein wunderbares Best of der Dohm dar. Zitate und Ausschnitte der Dohmschen Werke werden mal mit Biographischen, mal mit Historischen, werden mal leise, mal laut in Szene gesetzt, mal präsentieren sich die drei im Stile eines literarisches Terzetts, mal echauffiert sich Buurmann in der Rolle eines Antifeministen im Gespräch mit der Dohm."Auf ihrer Reise durch Deutschland machten sie schon in vielen Städten Halt, drei weitere Termine stehen bis März 2009 bereits fest. Wer die Möglichkeit hat nach Gießen, Koblenz oder Soest zu kommen, sollte sich die spannende und unterhaltende Darbietung des Trios nicht entgehen lassen.

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